Fischer-Münsters
Hang zur Ironie und Satire äußert sich in den Werken. Dem gegenüber
stellt er philosophisch-humanistische Inhalte in den Vordergrund.
An zwei Beispielen sei dies näher erklärt:
1.
"A votre santé Avantgarde!"
Das Vorwort dieses Trios für Klarinette, Cello und Klavier beschreibt die Musikauffassung
von Fischer-Münster:
"Was mich immer wieder bei einigen Avantgardisten stört, ist die Frechheit,
scheinbar wahllose Klangkleckse hintereinanderzupacken, fern jeder Ästhtetik
- und sie so in die Ohren der Zuhörer zu pressen. Vor diesen Schreibern
habe ich keine Achtung, da sie allem die Zunge herausstrecken, was je die Musikgeschichte
sich mühsam erworben hat. Anders die Avantgardisten, welche klug
genug sind, eine Synthese mit herkömmlichen Klang - oder besser: Mit der
"Lehre von der Harmonie" - zu erreichen suchen, denn die Avantgardistische
Musik soll kein Bruch zur traditionellen Musik sein, sondern deren Fortführung.
Daher schrieb ich meine Fantasie "A votre sante Avantgarde!" so, daß sie
zur Mitte hin in ein zweifelhaftes Herumgeplärre zerfällt, jedoch
zum Schluß hin wieder in Ordnung gebracht wird. Der Mittelteil unterstreicht
auch ironisch, was der ausführende Musiker denkt, indem schauspielerische
Momente einbezogen werden. Also: "Zum Wohle - auf die intelligente
Avantgarde!""
Die
Anweisungen zur Schauspielerei lauten:
Das Instrument putzen
Tasten sauberwischen
Alle schütteln verächtlich den Kopf und
Deutlich dem Cellisten den Vogel zeigen
2.
"Im Anfang war das Wort" - 4. Sinfonie
In seiner 4. Sinfonie verwirklicht Fischer-Münster seine Vorstellung und
Definition von "logos". Dabei bedient er sich sowohl klassischer
Formen (z.B. der Sonatenhauptsatzform) als auch moderner Stilmittel
(z.B. Einsatz von 12 Halbtönen). Er benutzt sie aber nie zusammenhanglos
und kombiniert die klassischen und modernen Mittel zu einer gelungenen Synthese.
In jedem der vier Sätze wird der Text mit eingebunden. Eine Metamorphose
des Prologs vom Johannes Evangelium:
1.Satz:
"Im Anfang war das Wort.
Im Anfang war n u r ein Wort.
Und es ist immer noch Anfang.
[...]
Uns Menschen ist die Bemühung auferlegt, das Wort als immer neuen Anfang
zum Erhalten des Seins zu fühlen, denn wir sind T e i l des Wortes.
[...]"
Der Mensch hat den Trieb, das "Wort" zu erkennen, "denn wir sind Teil des Wortes". Die Aufgabe des Menschen liegt also darin, dies zu erkennen.
3.Satz:
"Ein Farbiger ging am Strand entlang. Eine Möwe dachte:
`Aha ein Afrikaner!´. Danach folgte ein Weißer.
Die Möwe dachte:`Aha ein Europäer!´
Es kam noch ein Chinese, den die Möwe ebenfalls erkannte.
Alle hinterließen sie ihre Fußspuren im Sand.
Und dann sagte der Sand:`Aha, drei M e n s c h e n !´"
Im
vierten Satz ruft Fischer-Münster noch einmal ganz deutlich zur Menschlichkeit
auf:
"Du mußt das Wort weitergeben -
du führst es mit dir.
Bei dir trägt es sogar einen Namen! :
Es heißt:
Menschlichkeit."
3.
Weitere Werke
Die Besetzungen sind vielfältig: Sinfonieorchester, Sinfonisches Blasorchester,
Kammerorchester, Kammermusik, Klaviermusik, Chorwerke, Liedkompositionen.
Auch seltene Besetzungen sind anzutreffen, z.B. Tarogato und 2 Harfen, Ocarina
und Klavier; Raritäten: "Schizophonie für Klarinette und Klavier" und "Schizophonie
Nr. 2 für Flöte und Klavier" - beide Werke sind jeweils von einem
Spieler ausführbar.
Häufig findet man Werke mit landschaftlichen Bezugspunkten, wie beispielsweise
"Sinfonische Bilder über Mainz", "Gletscher", "Landaviana", "Alto Adige", "Curon",
"Valle Maggia", "Capriccio tirolese", "Briger Capiccio", "Verlassenes Gehöft
am Comer See" u.v.m.
Bisherige TextautorInnen seiner Vokalwerke:
Eugen Roth, Sigrid Genzken-Dragendorff, Brigitte
Pulley-Grein, Heinz Erhard, Hans Leifhelm, Goethe, Shakespeare, Otmar Weiler,
Raimund Jordan-Clarin, Psalmtexte, Messetexte.
Komplettes Werksverzeichnis von Gerhard Fischer-Münster